Rene Hernesz: So lebt er den "American Dream"
Rene Hernesz hat eine große Leidenschaft: Rollstuhlrugby. Der 32-jährige Grazer krönte sich 2019 mit seinem Verein, den Steirischen Eichen, erstmals zum Österreichischen Meister. Das Rüstzeug zu seinem Erfolg holte er sich in der besten Rollstuhlrugby-Liga der Welt. Dass es dazu kam, verdankt er einem glücklichen Zufall: "Ich durfte auf einer USA-Reise ein Probetraining bei einem Klub absolvieren. Das hat dann so gut gepasst, dass die Vereinsverantwortlichen mit mir vereinbart haben, dass wir in Kontakt bleiben. Da der Wechsel eines kolumbianischen Spielers zum Club geplatzt ist, saß ich zwei Wochen später im Flieger und konnte mir diesen Traum verwirklichen."
Ein Vergleich zwischen der Österreichischen Liga und jener in den USA ist kaum zulässig, in Amerika hat die Sportart einen völlig anderen Stellenwert, erklärt der Steirer: "Es gibt eigene, barrierefreie Sporthallen, in denen man rund um die Uhr trainieren kann. Die Spieler werden behandelt wie Profisportler und können davon leben. Da steckt ein ganz anderer finanzieller Background dahinter. In Österreich arbeitet so gut wie jeder Spieler Vollzeit, daher ist es viel schwieriger, ein derart hohes Level zu erreichen, wie es in den USA der Fall ist."
Der große Konkurrenzkampf fördert die individuelle Weiterentwicklung der Spieler: "Trainingsmatches haben dort den Charakter von Turnieren, jeder kämpft um seinen Platz. Die Kader und die Leistungsdichte sind so groß, dass man sofort auf der Ersatzbank landet, wenn man nicht performt. Dadurch pushen sich die Spieler gegenseitig zu immer neuen Höchstleistungen."
Hernesz trägt als High-Pointer im Rollstuhlrugby einen hohe Verantwortung und muss eine spielbestimmende Persönlichkeit sein. Seine USA-Zeit hat ihn in diesem Bereich definitiv weitergebracht, bestätigt sein Co-Spielertrainer bei den Steirischen Eichen, Peter Schloffer: "Rene ist ein richtiger Stratege geworden. Er ist viel ruhiger am Feld und ist auch gewiefter, was das Zeitmanagement anbelangt. Er gibt jetzt richtig den Takt in unserem Spiel vor und das war einer der Gründe, warum wir erstmals in unserer Vereinsgeschichte den Meistertitel holen konnten."
Schloffer und Hernesz coachen ihre Mannschaft in der Reha-Klinik Tobelbad. Beim Training kann Hernesz viele seiner Erfahrungen weitergeben. Den nächsten Step könnte er sportlich mit einem neuen Rugby-Rollstuhl schaffen. Eine Spezial-Anfertigung, die in den USA gebaut und nach Europa importiert wird, versteht sich. Der 32-jährige, der bei seinem ersten Trip bereits einige Auszeichnungen wie "Wertvollster Spieler des Turniers" ergattern konnte, möchte damit den nächsten Schritt machen.
Ein besonderes Erlebnis wird er wohl noch seinen Enkelkindern erzählen. "Gleich bei meinem ersten Spiel stand ich beim Hochball neben dem Australier Ryley Batt, der als bester Spieler der Welt gilt. Ich habe den Hochball gewonnen und meinem Team den Ballbesitz gesichert. Das war ein unglaubliches Gefühl, dass ich niemals vergessen werde."
Aufgrund solcher Erlebnisse ist klar: Dem USA-Kapitel sollen weitere folgen, so der Grazer: "Am schönsten wäre es, wenn ich bei den Universitätsteams von Arizona oder Texas spielen könnte. Das Niveau dort ist unglaublich hoch, die Infrastruktur ein Traum." Die Chancen, dass es klappt, stehen gut. Denn dass Hernesz seine Träume wahr werden lässt, hat er bereits unter Beweis gestellt.