Fußball: Ein Lehrgang für die Zukunft
Learning by Doing
Es ist Samstag und an einem Spätsommertag Anfang September scheint die Sonne auf das Trainingszentrum des SK Rapid Wien direkt neben dem Ernst-Happel-Stadion. Das lautstarke Stimmgemisch aus den Kabinen lässt schon erahnen, dass heute ordentlich was los ist. Nach und nach ziehen die Fußballerinnen und Fußballer ihre Dressen über, binden die Schuhe fest zu und stecken die Schienbeindeckel unter die Stutzen. Team für Team versammelt sich am Kunstrasen-Platz. Das Spielgerät wird aus dem Netz geholt, Kreise gebildet und dann laufen auch schon Ball und Schmäh.
Die Teams von Rapid, 1210 und SPIELERPASS bestreiten heute ein freundschaftliches Turnier. Die Spiele sind Teil der Praxisausbildung des Ausbildungsmoduls „Fußball für Menschen mit Behinderung“. ÖBSV Sportentwickler Matias Costa ist einer der Coaches des SK Rapid Special Needs Teams und erklärt, worauf es beim Lehrgang ankommt: „Die Ausbildung ist ein bunter Mix aus Theorie und Praxis. Was sind die Besonderheiten im Behindertenfußball? Wie leite ich ein Training und wie organisiere ich ein Turnier?“
Für die Zukunft vorsorgen
Immer mehr Mannschaften in Österreich gründen Teams für Menschen mit Behinderung und dafür braucht es qualifizierte Coaches. „Es ist schön zu sehen, dass alle Trainer, die heute mit ihren Mannschaften an dem Turnier teilnehmen, unseren Lehrgang besucht und erfolgreich absolviert haben. Die Stimmung, aber auch das spielerische Niveau in den Teams ist richtig gut. Das zeigt uns, dass wir mit der Ausbildung eine wichtige Grundlage für den heimischen Behindertenfußball schaffen.“
Heuer nehmen 4 Trainer an der Ausbildung teil. Sie übernehmen selbständig die Verantwortung für eine Mannschaft und führen sie durch das Turnier. Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, wärmen sich die Kicker im Mittelkreis spielerisch auf. Zuerst wird einander vorgestellt, anfangs mit klassischem Handshake, dann wandeln die Aktiven auf den Spuren Ronaldos: Handschlag links, Handschlag rechts, beide Arme nach hinten strecken, springen und „Siuuuu“ rufen. Coach Costa achtet darauf, dass die Kicker auch vereinsübergreifend miteinander agieren und kommunizieren.
Gute Stimmung, gutes Turnier
Alle Teams gehen von der ersten Minute hoch motiviert in die Spiele. Gelungene Aktionen werden zelebriert, Tore frenetisch gefeiert, Fehlschüsse mit Haareraufen und hängenden Köpfen begleitet. „Ein wichtiger Aspekt des Turniers ist, dass alle auf ihre Kosten kommen. Die Mannschaften sind selten gleichstark. Wir wechseln öfter durch, nehmen auch mal einen Spieler mehr vom Feld, damit beide Mannschaften ihre Erfolge feiern“, erklärt Costa.
Für die Azubis läuft der Nachmittag nach Plan. Sie haben ihre Mannschaft gut im Griff, stehen ihren Schützlingen mit Rat und Tat zur Seite. Nach knapp 3 Stunden ist ein intensives Turnier zu Ende. Und damit auch Tag 2 der Ausbildung.