Voller Fokus aufs Finale: Johann Windhofer am Schießstand. Foto (c) privat

Johann Windhofer will bei der Para-Shooting-WM in Australien dank mentaler Stärke und eines besonderen Jokers überzeugen.

Anlegen. Justieren. Atmung kontrollieren. Konzentrieren. Schießen: Johann Windhofer wird diesen Prozess bei der World Shooting Para Sport Championships 2019 in Sydney in drei Bewerben ein ums andere Mal wiederholen. Der einhändige Schütze ist in Österreich top und hält in all seinen Klassen den Rekord. Bei der WM, die für ihn am 10. Oktober beginnt, muss er sich jedoch gegen bärenstarke internationale Gegner behaupten.

„Die Konkurrenz ist unglaublich gewachsen, es werden zwischen 50 und 60 Teilnehmer pro Disziplin erwartet. Wenn ich meine beste Performance abrufen kann, ist ein Finalplatz aber absolut möglich“, sagt Windhofer vor der WM selbstbewusst.

60 Schuss werden in der Vorrunde insgesamt abgegeben, die besten acht Schützen kämpfen dann um die Medaillen. Der Ablauf des Enddurchgangs ist dann an Spannung kaum zu überbieten: „Im Finale fängt es wieder bei Null an und dann musst du im entscheidenden Moment deine beste Leistung abrufen. Nach dem zwölften Schuss scheidet der Achtplatzierte aus, nach dem 14. der Siebtplatzierte und so weiter. Nach dem 24. Schuss schießen dann die besten Zwei um Gold.“

Mental ist Windhofer stärker als je zuvor. Foto (c) privat

Windhofer definiert mentale Stärke ist einen jener Grundpfeiler für einen Sportschützen, der erfolgreich sein will. Und genau hier hat der Salzburger die letzten zwei Jahre entscheidend an den Schrauben gedreht. „Ich absolviere regelmäßiges Mentaltraining bei Mentalcoach Mag. Dr. Patrick Bernatzky in Salzburg-Rif. Dadurch kann ich meine guten Trainingsleistungen jetzt viel besser im Wettkampf umsetzen.“

Bernatzky weiß als Sportwissenschafter Bescheid, welche Rolle das Zusammenspiel zwischen Geist und Körper einnimmt: „Wie in allen Sportarten geht es darum, die dynamische Zusammenwirkung von Gedanken und Verhalten gezielt zu beeinflussen und nach Möglichkeit steuernd in diese Prozesse eingreifen zu können.“

Windhofer's Sohn Markus unterstützt seinen Vater auch in Australien. Foto (c) Privat

Mentalcoaching ist im Parasport kein Fremdwort mehr: „Es gibt eine positive Entwicklung und Wahrnehmung der Sportpsychologie in Österreich. Viele AthletInnen arbeiten an ihren mentalen Kompetenzen und trainieren diese genauso wie ihre physische Basis. Eine dieser wesentlichen Kompetenzen ist die Psychoregulation bzw. Entspannungsfähigkeit. Wenn man zu einem meist fremdbestimmten Zeitpunkt ‚X‘ seine Leistung abrufen möchte, dann ist es das Ziel, dies konzentriert und mit voller Kraft und Energie zu tun. In der Aussage ‚In der Ruhe liegt die Kraft‘, steckt viel Wahrheit und Weisheit.“

Für die nötige Ruhe während des Australien-Abenteuers hat Windhofer einen menschlichen Joker im Talon: „Mein Sohn Markus ist mitgeflogen, seine Schule hat ihn zwei Wochen freigestellt. Er lädt mein Kleinkalibergewehr und das Luftgewehr, das haben wir intensiv trainiert. Dieses gute Zusammenspiel und das besondere Vertrauen zwischen Vater und Sohn kann im Wettkampf viel bringen.“

Der zweite Österreicher, der in Australien an den Start geht: Blindenschütze Patrick Moor. Foto (c) Patrick Moor.

Durch die erfolgreiche bisherige Zusammenarbeit traut Bernatzky seinem Schützling in Sydney einiges zu: „Es sollte nicht nur sein Ziel sein in einem Wettkampf sein Potential abzurufen, sondern er muss auch offen sein, dass etwas Geniales gelingt und man über sich hinauswächst. Stets nach dem Motto 'Ich gebe dem nächsten Schuss die Chance ein perfekter zu sein'."

Mit perfekten Schüssen winkt Windhofer eine Teilnahme an den Paralympics 2020 in Tokio: „Die ersten Vier bei der WM erhalten einen Quotenplatz. Wenn sie den aber aufgrund vorheriger Leistungen nicht benötigen, rücken die weiteren nach. Normalerweise müsste ein Finaleinzug das Tokio-Ticket bedeuten. Es wäre mein großer Traum, das zu erreichen!“ Der Österreichische Behindertensportverband drückt dem Salzburger die Daumen, dass dieser Traum in Erfüllung geht.

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