Selbsterfahrung mit Premiere
Das Sportmodul Blindenfußball fand an drei Tagen statt. Dabei wurden fußballbegeisterte Trainer*innen zu Blindenfußball-Expert*innen ausgebildet. Geleitet wurde die Ausbildung von Joe Steinlechner, der sich seit Jahren im Blindenfußball engagiert und ein umfassendes Know-How dazu besitzt. "Das Ziel der Ausbildung war klar definiert: Kenntnisse über die Besonderheiten des Blindenfußballs zu erlangen und das Gelernte dann in der Praxis umsetzen zu können. Wir haben spezielle Trainingsanregungen gelehrt und ganz konkret gezeigt, wie man diese umsetzt."
Selbsterfahrung mit Anleitung
Für Julia Trieb war das Sportmodul eine logische Ergänzung zu ihren bisherigen Ausbildungen. Die Sportlehrerin, die selbst aktiv Fußball spielt und auch den Kinder- und Jugend-Trainer besitzt, war vom Kurs begeistert. "Selbst mit Brille zu spielen, also nicht sehend, war eine sehr lehreiche Erfahrung. Dadurch erkennt man, wie schwierig es ist, wie wichtig die Kommandos der Trainer*innen und der Torleute sind. Blindenfußball ist extrem anspruchsvoll, das habe ich durch diese Selbsterfahrung gelernt."
Highlight der dreitägigen Ausbildung war das abschließende Spiel der Damenauswahl Österreich gegen ein rein aus Männern bestehendes Team. Reine Damenteams gibt es in Europa bis jetzt nur eines - das österreichische.
Das Team gibt es offiziell seit August (hier geht's zum Artikel). Bettina Sulyok, Kapitänin, hat mit ihrem Damen viel vor: "Wir werden natürlich anfangs nicht nur gegen Gegnerinnen spielen können, sondern gegen gemischte oder Männer-Mannschaften. Wir müssen und wollen also bei einem Männer-Turnier als Frauen-Team antreten. Wie wir uns dort bewähren können? Bin ich drauf gespannt! Längerfristig ist die Teilnahme an der Frauen-Blindenfußball-WM im Jahr 2021 das Ziel".
Männer ohne Meter
Das Spiel Männer gegen Frauenauswahl läuft dann spannend aber mit klaren Vorteilen für die Frauen ab. Insbesondere Bettina Sulyok, die in der Abwehr toll aufspielt und Katharina Kühnlein, die als Deutsche in der österreichischen Auswahl spielt, geben dabei den Ausschlag. Kühnlein, die schon vor ihrer vor vier Jahren einsetzenden Sehbehinderung Fußball gespielt hat, dribbelt dabei die Hintermannschaft der Männer regelmäßig schwindlig. Ihre Antizipation, was Gegner und Ball anbelangt, ist einmalig. Kühnlein erzielt auch das verdiente Sieges-Tor an dem an Chancen beiderseits zahlreichen Spiel.
Kühnlein hat den direkten Vergleich zum Fußball mit Sehenden: "Blindenfußball ist viel körperlicher und vorallem durch die vielen Reize psychisch herausfordender."
Mit dabei ist auch Carina Edlinger, die 2018 im Langlauf Bronze bei den Paralympics in gewonnen hat. Die Umstellung von Einzel- zum Teamsport ist für Carina eine bereichernde Abwechslung. Edlinger zum ÖBSV: "Als Einzelsportlerin schaust du nur auf dich. Beim Blindenfußball hab ich ein Team um mich herum. Das ist sehr schön. Man ist gemeinsam unterwegs und teilt seine Erfahrungen untereinander."
Joe Steinlechner, Referent beim Blindenfußball und Trainer der Frauen-Auswahl, zog nach den drei Tagen eine positive Bilanz: "Wir hatten sechs Teilnehmer*innen beim Sportmodul, was zeigt, dass die Ausbildung auf Interesse stößt. Denn Ziel ist es, in allen Bundesländern Blindenfußball-Training anzubieten. Mit dem Frauen-Team haben wir eine Vorreiter-Rolle in Europa."
Die nächsten Schritte sind damit klar definiert und der Blindenfußball in Österreich auf einem guten Weg.
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