Ludwig Malter fährt Boston Marathon online
Ludwig, du hast erfolgreich den "Virtual Roller Marathon" absolviert. Was darf man sich darunter vorstellen?
Ludwig Malter: Es war ein außergewöhnliches Online-Treffen zahlreicher Rennrollstuhlleichtathleten über eine Video-Kommunikationsplattform. Ich habe, so wie alle anderen, die Veranstaltung von zu Hause aus auf der Rolle absolvieren können. Es war ein außergewöhnliches Erlebnis.
Welche Besonderheit hat es mit dem Datum der Veranstaltung auf sich?
Wir sind am "Patriot's Day" gefahren. An diesem findet jedes Jahr der Boston Marathon statt. Heuer wurde er jedoch aufgrund der Corona-Virus-Pandemie verschoben. Es gab aber die Idee, den Marathon auf eine private Initiative hin online zu veranstalten.
Wer hatte diesen Einfall?
Daniel Romanchuk und seine Mutter Kim haben den Event zu Ehren der Veranstaltung organisiert. Daniel ist einer der weltbesten Rennrollstuhlleichtathleten und hat den Boston Marathon letztes Jahr gewonnen.
Wie ist es für dich gelaufen?
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung eine so lange Zeit die Räder konstant in Bewegung zu halten, da ich eher aus dem Kurz- und Mittelstreckenbereich komme. Am Ende war ich aber sehr zufrieden mit meiner Leistung.
Welche internationalen Stars der Para-Leichtathletikszene haben mitgemacht?
Mehr als 70 SportlerInnen aus allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis waren dabei. Das betrifft auch die Leistungsstufen, denn vom Anfänger bis hin zum Routinier war alles dabei. Thomas Geierspichler, der den Marathon-Weltrekord in der Klasse T52 hält, ist als zweiter Österreicher mitgefahren. International bekannt sind Marcel Hug, bis jetzt viermaliger Boston-Sieger und Streckenrekordhalter sowie Manuela Schär, zweifache Boston-Siegerin und Weltrekordhalterin im Marathon. Weiters Ernst van Dyk, zehnfacher Boston-Sieger und somit Rekordsieger dieses Marathons, Tatyana McFadden, die insgesamt 23 Marathons gewonnen hat und Vorjahressieger Daniel Romanchuk.
Wer hat gewonnen?
Es gab keinen Sieger, wir sind alle genau eine Stunde, 18 Minuten und 4 Sekunden gefahren. Das ist der Streckenrekord, der von Marcel Hug im Jahr 2017 aufgestellt wurde.
Was hat dir dieser Event in der aktuellen Situation bedeutet?
Ich fand es schön, so viele AthletInnen und Athleten wieder zu sehen und gemeinsam unserer Leidenschaft zu folgen. Das bringt die gesamte Community wieder etwas mehr zusammen.
Sind solche Online-Events motivierend, wenn man auf gewohnte Sportveranstaltungen verzichten muss?
Es hat mir persönlich viel Spaß gemacht mit so vielen Gleichgesinnten die Zeit gemeinsam zu verbringen. Es ist eine gute Abwechslung zu den Trainings, die ich sonst alleine absolviere.
Wie hast du dich während der Corona-Ausgangsbeschränkungen fit gehalten?
Ich habe zum Glück die Möglichkeit, zu Hause gut trainieren zu können. Bis auf eine Leichtathletik-Bahn habe ich alles vor Ort, was ich brauche. So konnte ich die Zeit nutzen und an sechs Tagen in der Woche trainieren.
Worauf freust du dich am meisten, wenn die Leichtathletikanlagen wieder öffnen?
Auf die Trainings im Freien und die Wettkämpfe. Ich kann es kaum erwarten, bis es wieder richtig losgeht.