Rollstuhl-Training am Weißen Hof: Gemeinsam zurück ins Leben
Vom Schock zu neuen Perspektiven
Unfall, Querschnitt, Rollstuhl. Am Anfang steht da bei den Betroffenen oft Schock, auch Verzweiflung. Wer aus dem Krankenhaus entlassen wird, kommt als erstes in einer der Reha-Zentren der AUVA unter – wie dem Weißen Hof in Klosterneuburg. Dort macht man die frisch verletzten wieder mobil, zeigt ihnen, wie man mit Rollstuhl, Technik und Kraft anfängliche Hürden überwinden kann.
Das Training leiten dabei bestens ausgebildete Trainingstherapeut:innen. Eine davon: Kathy Längauer. Sie ist seit 27 Jahren am Weißen Hof, und weiß was man mitbringen muss, um die Patient:innen wieder mobil zu machen und ihnen damit auch wieder Lebensmut und Perspektive zu geben. "Als Therapeut:in brauchst du neben deiner Ausbildung - Masterstudium Trainingstherapeut:in - Empathie und Menschenkenntnis. Soziale Kompetenz ist sehr wichtig, ohne die geht nichts."
Ein 75-jähriger als Motivator
Zwei Trainingstherapeut:innen, die ihre fachliche Kompetenz und ihre Menschenkenntnis am Weißen Hof noch nicht ganz so lange wie Kathy Längauer beweisen, sind Sascha Rott und Cornelia Holl. Beim Rollstuhl-Technik-Training im Freigelände des Reha-Zentren lernen und trainieren sie mit der Rolli-Gruppe der Fortgeschrittenen. Mit dabei sind die zwei frisch verletzen Robert Pasowski und Nuhi Fazlii sowie Robert Hahnekamp, der schon zum vierzehnten mal am Weißen Hof seine Rolli-Skillz verbessert.
Aha-Momente
Cornelia und Sacha üben mit der Gruppe das Fahren auf Pflastersteinen und über unebenes Gelände und das Bewältigen von steilem Gelände und Stiegen. Was dabei ins Auge fällt: Der 75-jährige Hahnekamp schafft ohne Mühe und Hilfe die steile Rampe bergauf, die zwei jungen und vermeintlich fitteren Reha-Patienten nicht. Es ist die Technik, die den Unterschied macht. Deprimierend ist das für Robert Pasowski und Nuhi Fazliiaber nicht - ganz im Gegenteil, es motiviert die beiden. Denn Hahnekamp ist auch deshalb in der Gruppe um frisch verletzten zu zeigen, was alles möglich ist, wenn man Technik und Kraft durch Training verbessert. Längauer: "Die Patient:innen, die schon lange Rollstuhl brauchen, sind Vorbilder für die frisch Verletzten und sorgen für positive Aha-Momente. Das unterstützt uns sehr in unserer Arbeit." Uns - damit Längauer neben Sascha Rott und Cornelia Holl auch noch diie Therapeuten Robert Wortha, David Toth und und Martin Arnold-Baron.
Basis-Können als Grundlage für Rollstuhl-Sport
Während der Reha wird am AUVA-Rehazentrum Weißer Hof von Beginn an Sport angeboten. Tischtennis, Tennis, Boccia, Schwimmen und mehr stehen dabei am Programm. Doch ab wann kann ich mit intensivem Sport beginnen? Längauer: "Das ist von Verletzungsbild und Persönlichkeit ganz unterschiedlich. Sobald die Patient:innen aber voll belastbar sind, nach drei bis sechs Monaten, ist Sport in all seinen Ausprägungen möglich."
Patient:innen die vorher Sport betrieben haben, suchen sich sehr schnell wieder eine Betätigung die ihnen gefällt. "Es gibt aber auch schöne Geschichten von Menschen, die vor ihrem Unfall unsportlich waren und jetzt durch den neu entdeckten Sport im Rolli Selbstvertrauen und Zuversicht gewonnen haben", so Längauer.
Vom weißen Hof auf die Siegerstraße
Institutionen wie der Weiße Hof in Klosterneuburg stellen mit ihrer Arbeit sicher, dass verletze Menschen wieder zurück ins Leben finden. Hinter diesen Institutionen stehen hoch motivierte und ausgebildete Therapeut:innen wie Kathy Längauer, Sascha Rott und Cornelia Holl. Von deren Arbeit profitiert auch der ÖBSV - denn nur fitte Menschen im Rollstuhl trauen sich auch Sport, egal auf Wettkampfniveau, wie der Para-Schwimmer Andreas Ernhofer oder das Rollstuhl-Basketball-Nationalteam, oder im Breitensport, zu.
Mehr zu den Rehabilitationseinrichtungen der AUVA findet ihr HIER, zur Ausbildung als Trainingstherapeut:in HIER.