Von der Skirennläuferin zur Nationalrätin

Heike Eder im Gespräch. Sie lächelt und trägt ein blaues Kleid.
Heike Eder als Abgeordnete: Erfahrungen aus Sport und Beruf prägen ihr politisches Engagement. © GEPA/Oliver Lerch

Ein ungewöhnlicher Weg: Vom Skifahren in die Politik. Die ehemalige Skirennläuferin des ÖBSV, Heike Eder, ist Abgeordnete zum Nationalrat. „Man muss Chancen, die sich ergeben, auch nutzen. Wenn man mir bei meiner Matura gesagt hätte, dass ich irgendwann einmal Politikerin wäre, hätte ich mir das nie im Leben gedacht.“

Der Traum von Olympia...

Heike Eder hat viele Facetten. Sie ist Mutter, Sportlerin, Personalleiterin und Politikerin. In jungen Jahren war Eder im Skigymnasium Stams und träumte von einer großen Karriere als Profiskirennläuferin. Doch ein unglücklicher Skiunfall im Training hatte weitreichende Folgen. „Ein Fahrfehler, der mir bestimmt schon hunderte Male passiert ist. In weiterer Folge bin ich dadurch in einen ungesicherten Betonschacht gefallen. Was geblieben ist, ist die Querschnittlähmung.“ Der große Traum von einer olympischen Medaille schien zunächst geplatzt. 

Obwohl Heike Eder bereits im darauffolgenden Winter nach ihrem einschneidenden Erlebnis wieder beim Monoskifahren ihre Schwünge zog, gab sie das Comeback als Profiskirennläuferin auf. „Skifahren war mein Leben, Schnee mein Element. Aber Monoskifahren fühlte sich einfach anders an“, beschreibt Eder die Anfänge im Monoskifahren. Priorität hatte zunächst erstmal das Studium und der Einstieg ins Berufsleben. 

...doch noch erfüllt!

Über Umwege sollte Eder nach fast acht Jahren doch wieder Rennen fahren – und auch das war keineswegs so geplant. „Der Plan war, mir einfach mal das Training des Vorarlberger Behindertensportverbandes anzuschauen und Spaß zu haben. Aber nach den ersten paar Toren war das Feuer sofort wieder entfacht“, schildert sie ihren zweiten Anlauf

In den folgenden Jahren verbesserte sie sich stetig und arbeitete sich bis in den A-Kader des österreichischen Behindertenskiteams hoch. Trotz der enormen Doppelbelastung durch ihren Job als Personalleiterin und die nebenberufliche Karriere im Skisport gelang es Eder, sich 2018 für die Paralympics in Pyeongchang zu qualifizieren. „Ich war die einzige im Starterfeld, die quasi nebenbei Ski gefahren ist. Viele Rennen konnte ich nicht bestreiten, weil es mir zu viel Urlaub gekostet hätte“, erinnert sie sich. 

Dass sie dann auch noch eine Bronzemedaille holte, war für sie nicht selbstverständlich. „Natürlich war ich top vorbereitet und Slalom war meine Paradedisziplin. Aber im Weltcup davor stand ich nie auf dem Podest. An dem Tag hat einfach alles gepasst und auch das Quäntchen Glück war auf meiner Seite“, beschreibt Eder den sportlichen Höhepunkt ihrer Karriere.

Heike Eder lehnt an einer grün-schwarzen Wand. Ihre Bronze-Medaille hängt um ihren Hals und sie hält sie mit der rechten Hand in die Kamera. Sie trägt ein weißes Stirnband und eine schwarze Jacke mit dem Logo von Team Austria darauf.
Heike Eders persönliches sportliches Highlight: Die Bronze-Medaille bei den Paralympics 2018 © GEPA/Christopher Kelemen
Heike Eder steht im Sitzungssaal des Parlaments und lächelt in die Kamera. Es ist der Tag der Angelobung als Abgeordnete zum Nationalrat.
Ein besonderer Augenblick: Heike Eder unmittelbar vor ihrer Angelobung als Abgeordnete zum Nationalrat. © Heike Eder

Vom Skisport zur Politik

Nach ihrem Karriereende ein Jahr später widmete sich Eder neuen Zielen. Auf die Frage, ob die Politik auch ein Ziel war, antwortet sie: „Ich war zwar immer schon sehr interessiert an der Politik und auch durch meinen Beruf bei der Arbeiterkammer immer wieder damit konfrontiert, aber es stand nie auf meiner Agenda, in die Politik zu gehen.“ 

Erneut über Umwege, zunächst in der Ersatzfunktion als Bundesrätin, wurde sie schließlich doch politisch aktiv. Das Abenteuer Politik begann schneller als erwartet und ließ sie seither nicht mehr los. Vor kurzem wurde Eder als Abgeordnete zum Nationalrat angelobt. Wie man das alles unter einen Hut bringt? „Mit der nötigen Organisation und Unterstützung ist es möglich. Ich habe eine tolle Familie, die zusammenhält“, so Eder.

Sportliche Disziplin trifft politische Verantwortung

Parallelen zwischen Sport und Politik gibt es viele und Eigenschaften, die sie im Sport erlernt hat, sind auch in der Politik hilfreich. „Egal, ob in der Politik oder allgemein im Job: Die Disziplin und das Durchhaltevermögen habe ich mir im Sport angeeignet. Rückschläge werden reflektiert und dann versucht man schnell, nach Lösungen zu suchen und nicht zu sehr mit der Vergangenheit zu hadern.“ 

In diesem Sinne möchte sich Heike Eder auch zukünftig aktiv für Themen einsetzen, in die sie ihre umfassende Lebenserfahrung einbringen kann. Als Mutter von zwei kleinen Kindern liegt ihr das Thema Familie besonders am Herzen. Als Frau mit Behinderung ist ihr die Inklusion ein persönliches Anliegen, als ehemalige Leistungssportlerin das Thema Sport, und als Personalleiterin der Arbeiterkammer die Belange der Arbeitswelt. Auch wenn die konkreten Ausschüsse noch nicht feststehen, sind all diese Bereiche für Eder von großer Bedeutung und prägen ihr Engagement maßgeblich.

Heike Eder beim Monoskifahren.
Disziplin und Durchhaltevermögen aus dem Sport prägen auch ihre politische Arbeit. © GEPA/Christopher Kelemen

Positive Entwicklungen im Behindertensport

Die Entwicklung des Behindertensports sieht Heike Eder grundsätzlich sehr positiv: „Seit meiner aktiven Zeit hat sich sehr viel getan.“ Gerade im Bereich Sport sei es wichtig, immer auch das Thema Inklusion mitzudenken. „Die Initiative der Bewegungs- und Informationscoaches (BIC) halte ich für enorm wichtig. Insbesondere Kinder mit Behinderungen sollen im Unterricht, genauso wie im Sportunterricht, ohne Barrieren teilnehmen können. Darauf sollte auch weiterhin der Fokus gelegt werden“, erklärt Eder

Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute für die Zukunft!

Heike Eder sitzt für das Interview in einem Café. Sie lächelt und spricht mit einer Person. Vor ihr stehen auf dem Tisch eine kleine Vase mit Blumen und eine Kaffeetasse.
Heike Eder im Gespräch © Heike Eder

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