Sportwoche: Auf der Jagd nach den Posten

Ein Team an Teilnehmern der Sportwoche läuft eine Straße entlang, im Hintergrund befindet sich das gelbe Schloss Schielleiten. Ein Teilnehmer ist im Rollstuhl unterwegs, eine Teilnehmerin liest die Karte
Beim Orientierungslauf rund um das Schloss Schielleiten war Teamwork gefragt © ÖBSV Baubinder

XXL-Sportprogramm für Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen: Die Ausbildungswoche des ÖBSV ist seit vielen Jahren die größte Sportwoche im Jahreskalender des Verbands. Ein besonderes Highlight dabei ist der traditionelle Orientierungslauf.

Im Rausch zwischen Klassikern und Trendsportarten

Das Bundesportzentrum Schielleiten war auch in diesem Jahr wieder Schauplatz der größten Sportwoche des ÖBSV. 165 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verwandelten das Areal rund um Schloss Schielleiten in einen sportlichen Abenteuerspielplatz. Dutzende begeisterte Sportlerinnen und Sportler aus ganz Österreich nahmen die Reise in die Steiermark auf sich. Das engagierte Betreuerteam hatte erneut ein abwechslungsreiches und ambitioniertes Programm zusammengestellt.

Vier Trainingseinheiten standen täglich auf dem Plan, mit einem besonderen Fokus auf Leichtathletik. Klassiker wie Boccia oder Rollstuhlbasketball durften selbstverständlich nicht fehlen. Auch neue Sportarten fanden ihren Weg ins Programm: Besonders Padeltennis erfreute sich bei Jung und Alt sowie über alle Behinderungsgruppen hinweg größter Beliebtheit. Mit Leidenschaft und ordentlich Wumms jagten die Sportlerinnen und Sportler dem gelben Filzball hinterher. Dieser Sport hat auch im Para-Bereich großes Potenzial.

Padeltennis entpuppte sich als echter Hit © ÖBSV Baubinder
Eine Blindensportlerin und ihr Guide beim Weitsprung © ÖBSV Baubinder

Ein Donnerstag in Schielleiten

Das Wetter in Schielleiten präsentierte sich heuer von seiner besten Seite – nicht zu kalt, nicht zu warm. Die sporadischen Niesel- und Regenschauer konnte die hartgesottenen Athletinnen und Athleten nicht aus der Ruhe bringen. Aus Zucker war hier niemand. 

Am Donnerstag starteten die Aktiven mit Cerebralparese den Tag mit Präzisionsübungen: Unterschiedlichste Bälle wurden werfend in einem Kasten versenkt, Bocciakugeln in Zielregionen gerollt und es bestand auch die Möglichkeit, mit einem Blasrohr Luftballons in die Luft zu jagen.

Die Blindensportlerinnen und -sportler wagten sich gleich nach dem Frühstück in der Kletterhalle in luftige Höhen. Schritt für Schritt, Griff für Griff bahnten sie sich ihren Weg die Wand hinauf. Am Nachmittag standen zahlreiche Teamspiele sowie eine Einheit Leichtathletik – konkret Weitsprung – auf dem Programm.

Die Rollikids düsten bergauf und bergab über das Gelände, umrundeten orangene Hütchen und versuchten, Frisbees im Tor oder Bälle in einem Netz zu versenken. Am Nachmittag standen Ballspiele in der Gruppe auf dem Plan, und wie jedes Jahr erfreute sich die gemeinschaftliche Jagd nach dem XXL-Fußball größter Beliebtheit. 

Die Athletinnen und Athleten mit mentaler Behinderung ließen den Tag mit lockeren Aufwärmübungen beginnen, ehe sie sich – wie könnte es anders sein – dem Padeltennis widmeten. Zwei andere Gruppen feuerten einstweilen beim Kugelstoßen und Weitwurf die Bälle mit Kraft und Präzision in alle Himmelsrichtungen.

Die Rollstuhlbasketballer nutzten die Woche gezielt, um sich im Hinblick auf Taktik und Teamgefüge optimal auf die kommende Saison vorzubereiten.

Felix versenkt den Frisbee im Tor © ÖBSV Baubinder
Auf der Suche nach dem nächsten Checkpoint © ÖBSV Baubinder

Ein Evergreen: der Orientierungslauf

Eines der absoluten Highlights der Woche ist jedes Jahr der Orientierungslauf quer durch das Gelände, der traditionell am Donnerstag stattfindet. Ausgestattet mit einer Karte durchkämmten die Teams das Bundessportzentrum auf der Suche nach den eingezeichneten Checkpoints – und eines war sofort klar: Das war kein gemütlicher Spaziergang! Die Aussicht auf eine der begehrten Medaillen entfachte bei den Teilnehmenden zusätzlichen Ehrgeiz.

Posten für Posten arbeiteten sich die Teams durch das Gelände, motivierten einander, halfen sich gegenseitig – ganz nach dem Motto: „Teamwork makes the dream work.“ Mit dem Drang nach Bestzeiten legten die Sportlerinnen und Sportler auf der Zielgeraden noch einmal alles in die Waagschale. Unter lautem Jubel und begeistertem Anfeuern wurden sie im Zielbereich euphorisch empfangen. Freude und Erleichterung kannten in diesen Momenten keine Grenzen.

Siegerehrung mit unvergesslicher Zugabe

Nach dem wohlverdienten Abendessen folgte die feierliche Siegerehrung in der großen Sporthalle. Team für Team wurde unter tosendem Applaus aufgerufen und durfte sich ein Sackerl voller Überraschungen abholen. Besonders laut wurde es, als die Medaillengewinnerinnen und -gewinner verkündet wurden: Von Bronze bis Gold baumelten die Auszeichnungen stolz um die Hälse. Auch die Geburtstagskinder der Woche wurden mit einer kleinen Überraschung gefeiert.

Doch damit nicht genug: Im Anschluss an die Siegerehrung hatte eine Gruppe eine Tanzeinlage vorbereitet. In mehreren Reihen präsentierten die Tänzerinnen und Tänzer ihre einstudierte Choreografie. Doch das Publikum wollte mehr: „Zugabe“, schallte es aus zahlreichen Kehlen. Und die Menge bekam, wonach sie rief. Diesmal formierten sich die Tänzerinnen und Tänzer zu einem Halbkreis, legten los, und als das Publikum zum Mitmachen eingeladen wurde, gab es kein Halten mehr. Zu zweit, allein oder im Kreis – die Musik riss alle mit. Ein grandioser Abschluss eines unvergesslichen Tages.

So sehen Siegerinnen und Sieger aus © ÖBSV Baubinder
Die Sportwoche war heuer auch Schauplatz eines Klassifizierungs-Workshops © ÖBSV Baubinder

Warum Ausbildungswoche?

Auch in diesem Jahr war die Fachhochschule Krems mit ihrem Studiengang Physiotherapie als langjähriger Kooperationspartner des ÖBSV wieder mit einer engagierten Gruppe Studierender vor Ort. In praxisnahen Lehreinheiten konnten sie hautnah erfahren, welche zentrale Rolle Sport für Menschen mit Behinderung spielt – sei es als Begleitperson im Blindensport oder unterstützend im Training.

Abends kümmerten sich die angehenden Physios um müde Muskeln: Mit wohltuenden Massagen sorgten sie für Regeneration und Entspannung. Zusätzlich fand erneut der Klassifizierungsworkshop statt – und eine Studentin der Sportwissenschaften nutzte die Woche, um ihr Berufspraktikum in diesem inspirierenden Umfeld zu absolvieren.

© ÖBSV Baubinder
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